Drumherum
Seit einigen Jahren gibt es ja nun diese ominöse Computerspiele-Messe in Deutschland, die im Jahre 2002 mit dem Namen Games Convention in Leipzig das Licht der Welt erblickte. 2009 riss sich die Kölner Messe jedoch die Idee unter den Nagel, so dass seitdem unter dem Namen gamescom ("zufällig" auch hier das Akronym: gc) nun die weltweit größte Messe für "interaktive Unterhaltungselektronik" (mithin: Computerspiele) dort statt findet.
Dieses Jahr zog es auch mich zum ersten Mal dort hin nach Köln, und so hieß es zusammen mit Steffa letzten Donnerstag, den 18. August: "Auf nach Köln!"
Ankunft
Da die gamescom-Tickets gleichzeitig auch Tickets für den ÖPNV im dort vorherrschenden Verkehrsverbund sind, endete die Autofahrt von Frankfurt aus an der nächstgelegenen Stadt mit Zuganbindung in diesem Verbund: Engers (im Nachhinein betrachtet eine etwas ungeschickte Wahl *g*).
Von dort ging es ein weiteres gutes Stündchen gemütlich mit dem Regionalexpress 8 nach Köln.
Wir kamen etwa 10:15 Uhr an der Messe Köln an und suchten uns erst mal ein nettes Zelt, an dem wir unsere Farb-Armbändchen abholten, mit denen die USK-Altersfreigaben fürs Standpersonal auf der Messe schnell zu erkennen waren. Trotz recht großem Andrang ging das recht schnell über die Bühne, und gegen 10:40 Uhr waren wir dann bereits in der ersten Messehalle.
Dort begegneten wir gleich mal zwei Klingonen, die für das free2play - Browserspiel Star Trek: Infinite Space herum standen und eifrig von Besuchern zu Fotoshootings herangezogen wurden. Nebenbei wurden aufblasbare Bat'leth verschenkt :)
An der Stelle ein Tip: wenn man schon mal da ist a) gleich was mitnehmen und b) auch gleich Fotos machen. Ich dachte mir zunächst "ach, an der Halle kommen wir beim Rückweg sowieso wieder vorbei", was auch korrekt war – nur leider so spät, dass ich keine Lust auf einen weiteren Abstecher mehr hatte, weil man den ganzen Tag dann doch recht viel unterwegs war und so viel gesehen hatte, dass man erst mal gesättigt war. Kein Bat'leth für mich also *grummel*
Nintendo
Nach kurzem Rundgang durch die "Star Trek-Halle" gingen wir zielstrebig zur Halle 8 – der Plan war eigentlich, erst mal direkt durch sie hindurch zu laufen zum Außengelände, das sich dahinter befinden sollte. Aber kaum betrat man die Halle, strahlte einem schon ein großes Nintendo-Banner entgegen...
Als bekennender Nintendo-Fan (bruckiano und chaos können ein Lied davon singen ;)) schlug mein Herz gleich höher, und anstatt den Plan zu verwirklichen, ließen wir das Außengelände außer Acht und widmeten uns dem etwas größer geratenen Stand und der Show, die gerade geboten wurde.
Nach einem kurzen Spielchen Mario & Sonic at the London 2012 Olympic Games mit drei verkleideten Gestalten aus dem Publikum wurde auf der Bühne ein Gast präsentiert: Charles Martinet, der in den Spielen Mario seine Stimme leiht.
Während Herr Martinet eine Autogrammstunde gab, widmete ich mich mit Steffa den ausgestellten 3DS, auf denen wir die neue 3D-Variante von Super Mario World ausprobierten. Ich finde den 3D-Screen etwas gewöhnungsbedürftig, und irgendwie hatte ich das mit der Tiefe in diesem Jump&Run nicht so recht raus – man muss sich schon richtig unter den Fragezeichen-Block stellen, sonst trifft man ihn nicht...
SEGA
Direkt neben dem Nintendo-Stand schloss sich dann SEGA an, die ihren Kult-Charakter Sonic in einem neuen Spiel präsentierten – welches wir natürlich umgehend ausprobierten :)
Was soll man sagen? Schnelles Gameplay wie immer! Steffas Kommentar dazu: "Das ist kein Jump&Run, das ist ein Run, Run, Run&Jump!"
Außerdem präsentierte SEGA ein paar Ausstellungsstücke zur Geschichte von Sonic; neben einigen alten Spielen auch Figuren und Dinge wie "Beigaben zu McDonald's-Menüs" :)
Ausstellung: Kunst und Computerspiele
Was mir auch sehr gut gefallen hat auf der gamescom: die Bilder der Ausstellung "The Art of Games" eine Ecke weiter in der Halle 8. Concept Art und Bilder aus Videospielen waren dort schön gerahmt und beleuchtet an der Wand aufgehängt, darunter welche aus Alice, welches ich ob seiner Surrealität sehr gerne gespielt hatte damals.
Aber auch aktuellere Titel waren vertreten, so z.B. Warstory oder Machinarium. Sehr schön anzusehen, und teils sehr detailreich!
Retro-Ecke
Mein persönliches absolutes Highlight der Messe war jedoch – auch wieder in Halle 8 – der Retro Gaming-Bereich!
Als erstes Gerät bei der Ankunft in der Ecke strahlte uns eine LISA 2 an, die mir gleich mal sehr knuffig erschien :)
Aber auch blockigere Geräte wie der Commodore PET, hier in seiner 8032-Inkarnation, hatten es mir angetan. Da er gerade in Betrieb war, wollte ich spontan ein kleines Ratespielchen in BASIC eintippen, aber dessen alter Dialekt war mir nicht (mehr) geläufig, und so blieb es beim Versuch – zumal auch andere Leute mal daran herumtippen wollten...
Auch modernere Geräte wie ein Mac Portable waren zu finden – nett zu sehen, dass ein Gerät, welches man auch selbst noch zu Hause stehen hat (und das auch noch funktionieren würde, einen brauchbaren Akku vorausgesetzt), auch in nem Museum stehen könnte ;)
Überhaupt wurde ich in dem Bereich öfter mal an meine Kindheit erinnert, sei es nun durch diesen Spielecomputer, den ich auch mal von meinen Eltern (*dank*) bekommen hatte, oder durch die vielen alten Nintendo-Konsolen wie dem Gameboy und dem NES.
Auch Geräte, die man selbst nie besessen hatte damals, man aber immer z.B. im Quelle-Katalog bewundert hatte, ließen Erinnerungen aufkommen...
Richtig cool war auch der Nachbau von Tennis for two, mit dem man auf einem Einkanal-Oszilloskop (!) mit zwei Controllern (je ein Potentiometer & Drucktaster) gegeneinander einen Ball hüpfen lassen konnte – Tennis spielen eben ;)
Im Gegensatz zur modernen Mikrocontroller-Variante war die dort präsentierte Maschine rein aus Relais, Transistoren (meist im TO39 Metallgehäuse) und vermutlich Operationsverstärkern im DIP8-Gehäuse aufgebaut – also noch so ein richtiger Analogrechner!
Auch mit diesem Spielzeug mussten Steffa und ich uns selbstverständlich intensiv auseinandersetzen, und nach kurzer Eingewöhnungszeit hatten wir den Dreh (im wahrsten Sinne des Wortes) raus und uns spannende Matches geliefert – bis wir dann freiwillig auch mal Nachfolger heran ließen an dieses Schmuckstück.
Überhaupt hatten wir in diesem Retro Gaming-Bereich sehr viel Spaß, und damit waren wir nicht die einzigen. Selbst als Steffa auf dem C64 bei Giana Sisters die Gegner genüsslich platt machte und mit Insider-Wissen über Tricks zum schnelleren Vorankommen glänzte gabs noch Tipps von anderen Besuchern – z.B. sich einfach mal in einen Abgrund fallen zu lassen, weil dort eine versteckte Schatzkammer lauerte.
... gut zu wissen, dass man nicht der einzige Irre auf der Welt ist ;)
Wieder zu Hause hat Steffa praktischerweise ein Video im Netz gefunden, das den Retro Gaming-Bereich ein wenig zusammenfasst:
Diverses
Neben diesen (gerade für mich) besonderen Punkten auf der gamescom gab es natürlich "das übliche", das auch dazu gehört:
Schön ausgestattete Stände, die zum Spielen der präsentierten Games einluden ...
... Messebabes mal nicht nur für Männer, sondern auch Frauen ...
... und außergewöhnliche Merchandise-Artikel wie Überraschungs-Eier mit Zelda-Figuren!
Und wenn man Glück hat, schlüpft aus dem Ei sogar ein Link :)
Aftermath :)
Während es bei unserer Ankunft noch strahlenden Sonnenschein in ganz Köln gab, war es nach 20 Uhr beim Auszug aus den Hallen leider etwas verregnet – wenngleich auch nur kurz aus unserer Sicht, bereits auf dem Weg zum nahegelegenen Bahnhof hörte es auf zu regnen.
Allerdings konnte man über Köln und in der weiteren Ferne noch die Blitze der Gewitter bestaunen, was vom Bahnhof aus durchaus ein schönes Schauspiel war.
Wie eingangs erwähnt hatten wir ja unser Auto in Engers am Bahnhof geparkt, von wo aus wir mit einem stündlich verkehrenden Regionalexpress nach Köln fuhren. Erstaunt mussten wir in unserer unvorbereiteten Rückreise-Phase am Bahnhof der Messe Köln feststellen, dass laut DB-Papierfahrplan umgekehrt wohl kein Zug (mehr) nach Engers fuhr...
Wir vertrauten daher einfach mal auf unser Glück und wählten einen Zug, der im "Nachbar"-Kaff Neuwied halten sollte. Während unseres gut einstündigen Aufenthalts in diesem Zug saß neben uns eine Familie mit zwei kleinen Kindern und ner Oma im Schlepptau – diese meinte dann auf unsere Frage hin, dass der Zug eigentlich schon auch in Engers halten müsste, nicht nur in Neuwied. Darauf vertrauend, dass die öfter mit dem Zug fährt (sie stieg ein, zwei Stationen vor Neuwied aus und auch während der Fahrt konnte man mithören, dass sie öfter die Bahn nimmt), blieben wir nach Neuwied noch am Platz sitzen – um dann an der nächsten Haltestelle, die nicht Engers war, auszusteigen (schon allein, weil unsere Tickets danach nicht mehr gültig gewesen wären, da wir den Tarifverbund verlassen hätten).
Da standen wir also nun, nachts um halb elf mitten in der Pampa an einem dunklen gammligen Bahnsteig, der auch außerhalb des eigentlichen Dorfs lag, dem er zugeordnet war, und hatten keine Ahnung, wo genau wir eigentlich waren. Klar war jedenfalls, dass wir wieder zurück mussten, weil Neuwied zumindest einigermaßen nah an Engers liegt, während wir hier am Bahnsteig sogar auf der anderen Seite des Rheins standen und die Gewitter in der Ferne wieder blitzen sehen konnten.
Da wir wieder mit der Bahn zurückfahren wollten, mussten wir aufs gegenüberliegende Gleis. Hierfür musste man aber erst mal nen Berg hinunterlaufen, um dann unter einer Gleisunterführung durchlaufen zu können und den Berg wieder hinauflaufen zu dürfen...
Am Ende dieser Aktion dachten wir uns "was ist denn das für ein beleuchtetes Kämmerchen da gleisabwärts?" Wir gingen dort also hin, und es stellte sich als Brückenkopf heraus. Neben den Gleisen lief eine Fußgängerbrücke mit über den Rhein, und da Steffa meinte "eigentlich müsste das da drüben Engers sein", wenn sie sich recht an ihr kurzes google maps-Intermezzo bei der Hinreiseplanung erinnern kann, beschlossen wir, statt eine Stunde auf einen Zug zu warten einfach mal loszuspazieren und zu hoffen, unsere Lage damit nicht noch schlimmer zu machen.
Am anderen Rheinufer dann gabs einen Rad-Wegweiser – und er zeigte tatsächlich mit einer Angabe von 0.9km nach Engers!
Freudig folgten wir dem Schild, und tatsächlich kamen wir nach etwas Fußweg in Engers an – aber eben am Rand, wieder mitten in der Pampa eigentlich. Aber auch hier hatten wir Glück, denn ein paar Jugendliche waren da in der Nähe gerade am gemütlich-beisammen-Sitzen, also fragten wir sie einfach, wie man denn zum Bahnhof käme, und nach gut einem weiteren Kilometer Wandern waren wir dann endlich am Ziel angekommen – dem Auto! Und das, ohne in Unwetter zu kommen, die während unserer Odyssee immer näher kamen.
Auf der daraufhin folgenden Heimfahrt nach Frankfurt kehrten wir dann noch kurz in einem KFC ein – für mich zum ersten Mal in solch einem Laden – primär, um unseren Flüssigkeitshaushalt wieder auszugleichen (wir hatten ja schon in Köln nichts mehr zu trinken übrig, aber da wussten wir noch nicht, dass wir noch solch eine Reise zu Fuß unternehmen würden), aber auch, um überhaupt mal etwas zu Abend zu essen.
Fazit
Mein erstes Mal gamescom: genial! Sollte sich die Gelegenheit ergeben, bin ich nächstes Jahr wieder dort. Nur werden wir dann von Neuwied aus starten... :)
Es gibt dort jedenfalls sehr viel zu sehen, auch für nicht-Hardcore-Gamer wie mich, seien es nun so Dinge wie die Retro-Rechner oder die Spiele-Kunst-Ausstellung, oder eben Spiele mit denen man sich auch jetzt noch gerne unterhält (z.B. Super Mario-Jump&Runs). Besonders wenn man jemanden hat, der diese Leidenschaften teilt und mit dem man sich direkt vor Ort darüber auslassen kann, kann so eine gamescom zu einem recht unvergesslichen Erlebnis werden – Abenteuer nicht ausgeschlossen :)
Schöner Artikel :-)
AntwortenLöschenDanke :) - der Schluss ist etwas arg textlastig geworden *find*, aber irgendwie war die Situation ned so einladend zum fotografieren ;)
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